Rennbericht Boston Marathon 2025
Ein eher zufälliger Lauf, ein angeschlagenes Knie und unvergessliche Stimmung ….
Am Abend nach dem Rennen sitze ich müde und zufrieden im Zimmer und lasse die Erlebnisse des Tages Revue passieren. Die Teilnahme am Boston Marathon hatte sich eher zufällig ergeben. Mein Sohn wird ab Mai für drei Monate in den USA sein, Freunde wohnen in Boston, und die Qualifikation ergab sich mehr aus Spaß und Unterstützung beim Berlin Marathon als aus sportlichem Ehrgeiz.
Die Vorbereitung war allerdings alles andere als ideal. Seit Februar kämpfte ich mit Verletzungen und Krankheiten, und nach einem Trainingslager kamen massive Knieprobleme hinzu, sodass ich die letzten drei Wochen praktisch gar nicht mehr laufen konnte. Der Plan war simpel: schonen, nichts riskieren und hoffen, dass das Knie hält. Die Chance, in Boston zu laufen, war einmalig und musste genutzt werden!
Der Renntag begann mit hunderten amerikanischen Schulbussen, die uns zum Start brachten. Die Stimmung war gigantisch, fröhlich und voller Optimismus. Nach über 50 Minuten Fahrt fragte ich mich manchmal, wie ich diese Distanz denn zurücklaufen sollte.
Am Start angekommen, beeindruckte mich die perfekte Organisation. Unzählige Helfer, Sonnenschutz und die Möglichkeit, Kleidung zu spenden. Vom ersten Meter an wurden wir enthusiastisch angefeuert. Doch schon bei Kilometer 8 meldete sich mein Knie schmerzhaft. Der neue Plan war: bis Kilometer 21 durchhalten, danach abwechselnd gehen und laufen. Genau so setzte ich es um. 40 Schritte gehen, dann je nach Schmerz 100 bis 600 Meter laufen.
Das Publikum war unbeschreiblich motivierend, sodass man eigentlich gar nicht gehen wollte. Aufgeben kam nicht infrage. Nach dem berüchtigten „Heartbreak Hill“ bei Kilometer 30 ging es fast nur noch bergab, und die Zuschauer wurden in der Stadt immer mehr und immer lauter. Die letzten Kilometer waren mental wirklich herausfordernd. Mein Knie war kaum noch spürbar, dafür brannten meine Oberschenkel wegen des wenigen Trainings umso mehr.
Doch dann die letzten zwei Kurven und plötzlich die Ziellinie in Sicht, etwa 600 bis 800 Meter entfernt. Die Lautstärke und Begeisterung der Menge waren überwältigend. Als ich schließlich über die Ziellinie lief, war es geschafft!
Eine lebenslange Erinnerung, geschaffen aus Zufall, Willenskraft und einer fantastischen Atmosphäre.
(Bericht/Fotos Andreas)

